2022 - VölkerKörperStoff Von Fonds Darstellende Künste gefördert
Wir haben in den letzten Jahren das Theaterstück mit dem Arbeitstitel “The Box,
Budapest-Berlin”, im weiteren “VölkerKörperStoff” genannt, entwickelt und für eine
Online-Version digitalisiert. (Diese ist noch in Bearbeitung und wird demnächst auf der
Website unseres Theaterkollektivs FirstOnlineTheatre zu sehen sein.) Dafür sind wir schon
zweimal vom Fonds Darstellende Künste gefördert worden, zuletzt 2022 im Rahmen der
TakeHeart-Prozessförderung. Mit Hilfe der Förderungen konnten wir bereits ein Drehbuch
schreiben und im November 2022 einige der Szenen aus dem Drehbuch mit Schauspielern
proben und filmen. Die einzelnen Szenen wurden für das Format Online-Theater ohne
Publikum gefilmt. Diese digitalisierten Theaterszenen werden momentan bearbeitet und
sollen neben der Online-Version als Vorlage für die geplante Live-Performance mit
Screening genutzt werden. Unser Theaterstück wurde bisher weder von Anfang bis Ende
gespielt, noch vor einem Live-Publikum vorgeführt. Das ist unser Ziel. Der nächste Schritt
ist nun einen geeigneten Aufführungsort zu finden und dort die Proben mit Künstler*innen
vorzubereiten. Es gibt sehr viele technische, künstlerische, ästhetische,
dramaturgische und organisatorische Fragen und Punkte, die untersucht werden
müssen, um nach einigen Monaten die tatsächliche Probenphase und letzten Endes die
Premiere der VölkerKörperStoff erreichen zu können.
VölkerKörperStoff gibt tiefe Einblicke in Gespräche, die zwischen Budapester*innen und
Berliner*innen stattfinden. Zahlreiche Perspektiven von verschiedenen Menschen, darunter
Ungar*innen Emigrierte, Nationalist*innen, Roma*, Soziologen*innen und Aktivist*innen, bilden die Grundlage unseres Theaterstücks. Anhand von Gedichten, Musik, Tanz, Informationen und Erzählungen werden die politischen Geschehnisse der letzten Jahre
in Ungarn beleuchtet. Diese basieren auf persönlichen Geschichten und persönlicher
Wahrnehmung. Die Ereignisse in Ungarn spitzen sich zu. Aktivist*innen sehen sich einem wachsenden Hass
gegenüber, der Rassismus gegen Roma nimmt zu und Künstler*innen und Journalist*innen werden auf die schwarze Liste der ungarischen Regierung gesetzt. Ein Anti LGBTQ Gesetz wurde eingeführt, welches sowohl Kindern den Zugang zu queeren Inhalten als auch Regenbogenfamilien das Adoptieren von Kindern verbietet. Das Theaterstück gibt auch tiefe Einblicke in Familiengeschichten und behandelt die Themen geerbte Traumata und transgenerationale Weitergabe. Wir stellen Fragen. Wie wird die menschliche Psyche von Kriegstraumata beeinflusst? Gibt es einen Zusammenhang zwischen erlebter Erpressung und Nationalismus? Wie reagieren verschiedene Lebensgeschichten auf das politische Geschehen und warum? Warum werden Geflüchtete in der ungarischen Staatsproganda
erfolgreich als Feindbild dargestellt? Wie funktioniert Massenmanipulation? Warum werden
in Osteuropa Minderheiten wie Roma im Inland und Ungarische Minderheiten wie die Szekler außerhalb der ungarischen Grenze stark diskriminiert? Warum fühlen sich in Ungarn
sowohl Orban-Wähler als auch Orban-Gegner im Stich gelassen? Wie ist die
Kommunikation zwischen liberalen, politisch aktiven Gruppen aus Budapest und Berlin? Warum gibt es so wenig Kollaborationen? Wie sehr beeinflusst das, was meine Großeltern
erlebt haben, meine heutige politische Einstellung? Was ist meine Identität? Was bedeutet Identität?